Score – Die tatsächlich vom Komponisten zu dramaturgischen Zwecken angefertigte Musik. Leitet sich ab von „scoring“, also Notenschreiben, und das tut man ja auch, wenn die Produktion sich ein Orchester leisten kann. Der Begriff umfasst weder Source-Musik noch Songs. Die komplette Musik eines Films nennt man dagegen Soundtrack.

Source-Musik – Musik, die im Film eine rationale Begründung hat, im Gegensatz zur dramaturgischen Funktion des Scores. Konkret heißt das: Musik, deren Quelle (Source) man sieht. Also z.B. Musik aus dem Radio, dem Fernseher oder auch der Song, den ein Pianist auf einer Bühne im NightClub spielt. Source-Musik kann eingekauft, aber auch speziell vom Komponisten angefertigt sein. Manchmal ist sie auch teurer als der ganze Score. Angenommen, sie ist von Robbie Williams.

Cue – Ein Musikeinsatz mit Anfang und Ende. Eine Filmmusik kann über hundert, aber auch weniger als zehn Cues haben, je nach Länge und Charakter des Films und der Vorstellungen des Regisseurs. Auch die Länge variiert zwischen wenigen Sekunden und der Länge einer symphonischen Dichtung (wie z.B. John Williams´ Finale für E.T.). Überlange Cues werden allerdings gerne nochmals unterteilt. Beim guten, alten Max Steiner (King Kong) hat man allerdings das Gefühl, es gebe nur einen Cue. Die Musik hört einfach nicht auf. Macht man heute nicht mehr.

Spotting – Die wichtigste Begegnung zwischen Regisseur und Komponist. Einsatz, Gestalt und Funktion der einzelnen Cues werden hier anhand einer Schnittfassung des Films so genau wie möglich besprochen. Oft vermittelt der Regisseur seine Vorstellungen anhand von Temp Tracks. Dinge, die beim Spotting vernachlässigt wurden, können später viel Zeit, Arbeit und auch Geld kosten. Auch ein gutes Spotting ersetzt allerdings nicht die regelmäßige Kommunikation während der Kompositionsphase.

Layouts – Die ersten Versionen verschiedener Cues, meistens am Computer erstellt. Extrem wichtig, da ihre Abnahme durch den Regisseur den Komponisten bestätigt und andererseits auch Produktion und Sounddesign ein erstes Gefühl für die Filmmusik bekommen. Manche machen ihre Layouts so brilliant, dass sie ein zickiges Orchester beim Recording zur Not nach Hause schicken können. Andere sind es gewohnt, dass der Regisseur sich auch einen KlavierCue oder ein flink zusammengeschustertes Demo in voller Orchesterpracht vorstellen kann. Ich neige zur ersteren Methode – auf die Phantasie von Auftraggebern sollte man sich nicht verlassen. Es wäre auch ungerecht, schließlich wird der Musiker für seine Musik und die anderen für alles mögliche, aber nicht für ein grandioses musikalisches Vorstellungsvermögen bezahlt.

Temp(orary) Tracks – Setzt der Regisseur beim Rohschnitt an alle Stellen, wo er Musik haben möchte. Im günstigsten Fall ist dies eine große Hilfe für den Komponisten, da er, wenn der Regisseur sorgfältig war, genau weiß, wo die Höhepunkte in einem Cue sitzen sollen. Er darf sich allerdings nicht allzu sehr an die Gestalt der eingesetzten Stücke halten, da sie meistens aus anderen Filmmusiken stammen und bei aller Stimmigkeit im Einzelnen auf Filmlänge überhaupt nicht homogen sein können. Hier gilt es, schnell Layouts zu entwickeln, damit sich Regie und Produktion nicht „festhören“. Im schlimmsten Fall ergeht es einem wie Alex North, der als Komponist aus dem „2001“-Projekt flog, weil Kubrick bis zum Schluss seine Temp Tracks besser gefielen als alles, was der arme Alex daraus gezaubert hatte.

Teppich – „… und da muss nochn bisschen was drunter, damit das nicht so leer ist …“. Tatsächlich hilft manchmal ein unauffälliger Musikteppich ohne besondere Akzente, wenn eine Dialogszene eine Nuance zu trocken geraten ist. Kein Grund allerdings, ihn amorph oder langweilig zu gestalten. Im besten Fall entwickelt man einen solchen Teppich aus musikalischen Bestandteilen des restlichen Scores, um die Homogenität des Soundtracks unterschwellig zu fördern. Gute Filmkomponisten weben sehr gute Teppiche.

Sounddesign – Hier laufen vor der Hauptmischung alle Tonspuren außer der Musik zusammen. Außer Geräuschen und Atmosphären gibt der Sounddesigner jeder Szene einen bestimmten Klang. Ein Raum kann angenehm oder bedrohlich klingen – der Sounddesigner stellt dies durch unterschiedlich konstruierte Hallräume, in denen Sprache und Geräusche erklingen, oder durch beigefügte Klänge, manchmal im unhörbaren Bereich, her. Der Soundesigner ist in der Regel mindestens so stolz auf seine Arbeit wie der Komponist, und da sein Arbeitsbereich dargestellte Realität ist, der des Komponisten jedoch diese Realität emotional transzendiert (zumindest im Score), kann es spätestens bei der Hauptmischung zu blutigen Szenen kommen („… das knallt ja die ganze Melodie zu! „“… es donnert aber immer nach einem Blitz …“ „ja … jetzt donnerts aber auch schon fünf Minuten, die Leute wissen doch, das Gewitter is …“).

Abnahme – Voraussetzung für ein gutes Gefühl aller Beteiligten – und für die Zahlung des Honorars. Der Score muss vom Regisseur und vom Produzenten abgenommen werden. Das kann manchmal dauern, wenn nach der Hauptmischung noch Szenen geändert werden oder Produktion und Regie sich nicht einig sind. Im Zweifelsfall ist die Musik abgenommen, wenn der Film im Kino oder im Fernsehen läuft.

Hauptmischung – Hier fügt sich aller Ton zusammen: Score, Source-Musik, Sounddesign, Geräusche, Originaltöne und natürlich der Dialog. Manchmal tobt hier der Kampf der Egos  – Sounddesign und Musik laufen nun einmal parallel, und oft geht es gleichzeitig auch noch um Sprachverständlichkeit. Im Zweifelsfall entscheiden der Regisseur und der Mischtonmeister über das Mischungsverhältnis. Es hilft, wenn man sich auch beim schönsten Cue klarmacht, dass es ihn ohne den Film nicht gäbe. Also kann er auch nur in Ausnahmefällen im Vordergrund stehen. Die Hauptaufgabe ist die eines Nebendarstellers. Der Film macht die Musik.

Krise – Gibts bei jedem Film. Gerade, wenn man denkt, diesmal läuft alles glatt, Zeitplan und Budget eingehalten, ohne Schreibblockade eine Woche vor der Hauptmischung durchgekommen, ausnahmsweise mal was verdient – zack, wird der Film nach den ersten Test-Screenings komplett umgeschnitten und zwanzig Minuten gekürzt. Kein Cue stimmt mehr, die Szene mit dem schönen Hauptmotiv ist raus, und bitte alles neu und gut, am besten bis gestern. Krise halt.

Warum hab ich nicht was Richtiges gelernt …